Sowohl privat als auch beruflich begegnen mir in letzter Zeit immer wieder Frauen unterschiedlichsten Alters, die auf der Suche nach der für sie passenden Verhütungsmethode sind. Die meisten von ihnen haben lange die Pille genommen und sich damit irgendwann nicht mehr wohl gefühlt oder unter diversen Nebenwirkungen gelitten. Ausnahmslos alle beschreiben, dass sie sich und ihren Körper völlig neu kennengelernt haben, nachdem sie endlich den Schritt gewagt hatten, die Pille abzusetzen, auch wenn diese Entscheidung oft erstmal einen sehr anstrengenden Weg zurück zum eigenen Zyklus bedeutete. Bis zu diesem Punkt bin ich immer begeistert und freue mich über die neue Entschlossenheit, mit der Frauen sich ihre Körper zurückerobern – bis mir dann bei folgendem Satz das Lachen im Hals stecken bleibt:

„Ich hab mir nun die Hormonspirale einsetzen lassen.“

Um Missverständnisse gleich zu vermeiden – ich würde nie einer Frau per se von einer bestimmten Verhütungsmethode abraten. Jede hat ihre Vor- und Nachteile und somit ihre Berechtigung, natürlich auch die Hormonspirale. Leider muss ich aber fast jedes Mal im weiteren Verlauf des Gesprächs mit den Frauen, die sich vor allem nach Pille für die Hormonspirale entschieden haben, feststellen, dass sie ihre Entscheidung aufgrund mangelnder oder fehlerhafter Aufklärung getroffen haben.

Es heißt oft, die Hormonspirale sei sehr niedrig dosiert und wirke nur lokal, deshalb sei sie verträglicher als die Pille.

Diese Argumente sind schlicht und einfach falsch. Je nach Hersteller gibt eine Hormonspirale täglich so viel Gestagen ab wie 2 bis 6 Minipillen und eine lokale Wirkung ist physiologisch nicht möglich, da die Gebärmutter sehr gut durchblutet ist. Die Hormone sind schon nach 1 Stunde im Blut nachweisbar und gelangen von dort natürlich in den gesamten Körper – der oft auch an verschiedensten Stellen mit Nebenwirkungen reagiert: Kopfschmerzen, Migräne, Akne, Rückenschmerzen, Gewichtszunahme, verringerte Libido, schmerzhafte oder ausbleibende Regelblutungen und depressive Stimmung sind nur der Anfang einer langen Liste. Viele der Frauen, die die Spirale neu eingesetzt bekommen haben, stellen plötzlich eines oder mehrere dieser Symptome fest, ohne es aber mit dem Verhütungsmittel in Verbindung zu bringen. Dann beginnt ein oft langer und leidvoller Weg auf der Suche nach der Ursache. Und dass obwohl doch nach Ende der Pilleneinnahme die Freude über das neue Körpergefühl so groß war!

Ich kann nur allen, die sich gerade mit diesem Thema auseinandersetzen von Herzen empfehlen, sich gründlich zu informieren, die Beipackzettel zu lesen und sich am besten ausführlich, individuell und unabhängig beraten zu lassen, um dann eine bewusste Entscheidung zu treffen. Wir haben nur einen Körper und der verdient unsere Liebe und Achtsamkeit!