In meiner Wahrnehmung ist die Welt, in der wir leben, auf gnadenlose Effizienz ausgerichtet. Mit der Überbetonung männlicher Qualitäten, sprich dem Fokus auf Machen, Erschaffen, Expandieren, Planen, Kontrollieren, Zielstrebigkeit und Rationalität, haben wir enorme Geschwindigkeit, die Technisierung und Normierung jedes Lebensbereichs, ständige Erreichbarkeit und permanenten Optimierungsdruck zum Selbstzweck erklärt und vom Sinnerleben entkoppelt. Abgeschnitten von unserem Warum, unserer inneren Mission, fühlen wir uns häufig getrieben, gestresst und unruhig, was für die meisten immer noch erträglicher ist, als die tiefe Leere, die aufsteigt, wenn sie einen Moment zur Ruhe kommen. Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich, schließlich werden die meisten von uns von Kindesbeinen an darauf konditioniert in der Gesellschaft zu funktionieren und im Zweifel zu verstecken, wer sie sind. Und ohne Frage ist es wünschenswert zum Funktionieren einer Gesellschaft beizutragen. Es ist sogar ein tiefes Bedürfnis, das wir in uns tragen. Tragischerweise können wir es aber nicht befriedigen, wenn wir uns selbst nicht kennen, wenn wir die natürliche Verbindung zu uns und unserem Wesen verloren haben.
Ich glaube, dass jeder Mensch ein einmaliges Potenzial in sich trägt,
welches nur durch Liebe, Klarheit und das Bewusstsein für den eigenen Körper und das eigene Selbst erblühen kann. Wenn wir unseren Beziehungen und Tätigkeiten wieder Sinn und Tiefe geben wollen, müssen wir den Mut aufbringen die Impulse, die wir in uns haben, wieder zu spüren und darüber unser wahres Wesen zum Ausdruck zu bringen. Dabei geht es nicht darum, über den Kontakt zu sich die Verbindung zu den anderen zu verlieren, „nur noch an sich zu denken“. Im Gegenteil – erst die genaue Kenntnis meiner selbst ermöglicht mir eine authentische Verbindung zu meinem Gegenüber. Nur wenn ich meine Bedürfnisse kenne und ausdrücken kann, wenn ich klar meine Grenzen ziehen kann, bin ich auch in der Lage mich aus vollem Herzen einzulassen. Wenn ich mir vertraue, mich schützen zu können, kann ich aufhören anderen zu misstrauen.
Wege in die Natürlichkeit zu finden, heißt für mich sich auf die Suche nach dem eigenen Wesenskern zu begeben
und die für sich individuell passenden Möglichkeiten zu entdecken um diesen Kern authentisch leben zu können. Ich bin überzeugt davon, dass uns unsere körperlichen und seelischen Beschwerden und Symptome auf sehr intelligente Weise mitteilen, wo wir unsere Wahrheit noch nicht zeigen können oder vielleicht sogar ablehnen. Wenn wir uns dazu entscheiden die Signale unseres Systems wieder achtsam wahrzunehmen, ernsthaft und voller Mitgefühlt zu spüren (auch wenn es erst einmal wehtut) und langsam seine Sprache zu lernen, dann können wir gesunden. Dann kann Heilung auf allen Ebenen stattfinden und wir können unsere natürliche Schönheit in die Welt tragen.
In meiner Wahrnehmung nehmen wir Frauen in diesem Prozess eine Schlüsselrolle ein.
Schließlich sind wir oft Meisterinnen darin uns anzupassen, für andere aufzugeben, gefallen zu wollen und zum Schluss auch noch die anderen für unsere Entscheidungen verantwortlich zu machen. Es liegt nicht nur an „den überpräsenten Männern“, dass wir uns so oft nicht gesehen fühlen. Um gesehen zu werden, muss ich mich zeigen – so wie ich bin… Wenn wir es schaffen, den Anspruch abzulegen, die besseren Männer sein zu müssen und stattdessen unsere Weiblichkeit mit Selbstbewusstsein und Stolz in unsere Familien, Freundeskreise, Nachbarschaften, Unternehmen und in das politische Geschehen tragen, dann kann sich das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen, nach dem sich die Welt sehnt. Davon bin ich überzeugt.